Das Lineol Bilderbuch 2005

Aufstellfiguren aus Masse

von Norbert Schrepf

Wer kennt Sie nicht die guten alten Zinnsoldaten. Zusammen mit den Massefiguren waren sie um die Jahrhundertwende eines der beliebtesten Spielzeuge für Jungen und nicht wegzudenken unter jedem Christbaum. Mittlerweile haben Batman & Co diese lieben kleinen Gesellen aus den Kinderzimmern verdrängt. Vergessen sind sie aber noch lange nicht. Sie sind vielmehr mit Ihren Besitzern alt geworden und werden heute als beliebte Sammelobjekte sehr geschätzt. Die Foto rechts wurde ca. 1912 aufgenommen. Auf der Rückseite ist vermerkt: "Zur Ansicht, habe ich soeben bekommen".

Während die Zinnsoldaten den meisten Betrachtern ein Begriff sind, stößt der Begriff Masse immer wieder auf Verwunderung. Es folgt dann sehr häufig die Frage "Welche Art Masse? Plastik?" Nun, Plastik ist auf jeden Fall falsch. Dieses Material wurde zur Blütezeit der Massefiguren nicht oder nur sehr wenig zur Spielzeugherstellung verwendet. Bereits um 1850 wurden in Deutschland Spielwaren aus Masse gefertig. Hauptsächlich wurde es dabei zur Herstellung von Puppenköpfen die zu einer klebrigen Masse verrührt und in Formen gepreßt wurden. Während des eigentlichen Fertigungsprozesses verdunstete dann der hohe Prozentsatz an Wasser, was im darauffolgenden Schrumpfungsprozeß zu erheblichen Verformungen führte. Erst um die Jahrhundertwende gelang es durch Zusatz von weiteren Stoffen (Kaolin, etc.) dieses Problem zu beheben und die Verformungen auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Damit war der Weg frei für die Fertigung von Massefiguren.

Im Rahmen der Herstellung von Massefiguren wurde Masse unter Druck in Metallformen gepreßt, in die zur Stabilisierung der Figur vorher kleine Metalldrähte eingelegt wurden. Nach dem Austrocknen des Rohlings wurde dieser aus der Form genommen und sorgfältig entgradet. Danach wurde jede einzele Figur in aufwendiger Weise handbemalt.

Die genauen Zutaten für die jeweiligen "Masserezepte" der unterschiedlichen Hersteller waren jedoch in den 20er und 30er Jahren ein gutgehütetes Betriebsgeheimnis, was zur Folge hat, dass viele dieser Rezepte bis heute im Detail unbekannt sind. Als sicher kann jedoch gelten, dass fast alle Hersteller ihre eigene Variation der Massezubereitung hatten, die ständig weiterentwickelt wurde. Bedingt durch Lieferungsengpässe bei bestimmten Rohstoffen während des zweiten Weltkrieges, mußten besonders bei Hausser minderwertige Erstazstoffe verwendet werden. Figuren aus dieser Zeit zeigen oft deutliche Formveränderungen und Rißbildungen. Auch die Qualität der Farben war bei diesen Figuren nicht besonders gut, so dass diese Figuren sich im Laufe der Zeit ins bräunliche verfärbten. Bei Sammelern sind daher Figuren aus der so genannten 'Kriegsproduktion' nicht besonders beliebt.

Quellen:

  • Die Kleine Figur, Seite 169ff.
    Zur Ansicht - Ich habe sie gerade bekommen.
Foto um 1912: Zur Ansicht - Ich habe sie gerade bekommen.
 

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