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DDR-Figurenkatalog Indianer und Trapper 1959-1990

 

Schüler, Jürgen R. (2006): DDR-Figurenkatalog. Indianer und Trapper 1959-1990. (Selbstverlag) Teurow, 62 Seiten, über 250 Farbabbildungen, 29,- Euro.

Das Sammelgebiet Aufstellfiguren von Herstellern aus der ehemaligen DDR erfreut sich in letzter Zeit einer kontinuierlich wachsenden Beliebtheit. Dieser Trend fand einen ersten Ausdruck in der Hinwendung zu militärischen Ausstellfiguren aus Masse, die vornehmlich Angehörige der NVA und der Grenztruppen der DDR darstellten, fand dann über DDR-Lineol- und Marolin-Produkte den Weg in die Welten der Tiermotiv- und Zivilfigurensammler, bevor sich in den letzten Jahren schließlich auch DDR-Wildwestfiguren aus Masse als eigenes Sammelgebiet etablierten. Den jüngsten Boom dieser Entwicklungsreihe repräsentiert die Gruppe der Sammler von DDR-Plastikfiguren - oder wie man passender sagen sollte, von DDR-Figuren aus Plaste. Einen Überblick über Wildwest-Figuren aus diesem besonders weichen, fast gummi-artigen Weichplastik hat jetzt der passionierte Sammler und überaus kenntnisreiche Spezialist Jürgen R. Schüler aus Teurow bei Halbe vorgelegt. In seinem umfassenden, über 60 Seiten starken und durchgehend mit farbigen Abbildungen reichhaltig ausgestatteten "Indianer- und Trapper-Katalog" wird die faszinierende Welt der im Westen bislang oft abschätzig als "Gummibärchen" bezeichneten Plastefiguren übersichtlich erschlossen. Geordnet nach Herstellernamen werden alle bis dato bekannten Trapper und Indianer sowie die dazu passenden Pferde und entsprechendes Zubehör vorgestellt. Dabei begegnen uns sowohl Herstellernamen, die auch Massefiguren-Sammlern bereits ein Begriff sind, wie etwa Emil Bayer, Georg Blechschmidt, Friedhold Fischer, Richard Hopf und Anton Röder (Lisanto), als auch neue, eher auf den Plastefiguren-Bereich beschränkte Namen wie Alexander Greiner und Arthur Schoenau sowie die Firma Arthur Riedeler (Ari), welche die weichste aller Gummifigurenarten aus bei der Puppenproduktion anfallendem Abfallmaterial spritzen ließ. In einem chronologischen Flussdiagramm stellt der Autor dar, wie ab Mitte der siebziger Jahre aus den früheren Privatfirmen über verschiedene Zwischenstufen schließlich die so genannten volkseigenen Betriebe VEB Spielzeugland, VEB Plaho und VEB Sonneberger Spielzeugfabrik entstanden.

Dem Trapper- und Indianerkatalog kommt nicht nur zugute, dass der Autor umfangreiche Recherchearbeiten an den früheren Herstellungsorten und bei den noch rekonstruierbaren Produzenten betrieben hat, sondern auch, dass er Informationen über Verkaufspackungen, Verfügbarkeiten und Sortimentzusammenstellungen als Erinnerungen aus der eigenen Kindheit abrufen kann. Solche Erfahrungen sind von unschätzbarem Wert in einem Sammelgebiet, in dem man aufgrund weitgehend fehlender Herstellerkataloge mehr als anderswo auf informelle Quellen angewiesen ist.

Die engen Beziehungen zwischen den Herstellern von Plastikfiguren und Massefiguren-Produzenten in der ehemaligen DDR werden besonders im Kapitel über Zubehörteile deutlich (S. 44-61). So dürfte einiges aus den Sammelbereichen Bäume, Brunnen und Feuerstellen sowie über Pferde, Bären, Bisons und die beliebten Kanus durchaus auch bei den Freunden von Massefiguren auf breites Interesse stoßen. Dies gilt insbesondere für den ebenso berühmten wie seltenen Planwagen von Lisanto, dessen verschiedene Fertigungsperioden und Materialzusammensetzung die Transformation von der Phase der Masse-Holz-Produktion ins Plaste-Zeitalter auf beeindruckende Weise veranschaulichen. Während der erste Lisanto-Planwagen mit einem Kutscher aus Masse noch ganz aus Holz und Leinen (sowie einigen kleineren Metall- und Lederteilen) gefertigt wurde, so gab es danach Zwischenstadien, in denen zuerst die unrealistisch wirkenden Holzscheibenräder (siehe dazu auch das Übersichtswerk von Kappel und Raue über Wildwest-Massefiguren deutscher und österreichischer Hersteller) durch wirklichkeitstreuere Speichenräder aus Hartplastik ersetzt wurden und dann sukzessive über die Pferde, den Kutscher und das Geschirr bis hin zur Plane und zum eigentlichen Korpus schließlich alles aus Plastik gefertigt war. Insbesondere dürften auch die zahlreichen Abbildungen über "indianische Wasserfahrzeuge" von allgemeinerem Interesse sein, da hier nicht nur gezeigt wird, was es an Kanus und Flößen nachweislich alles von früheren DDR-Herstellern gegeben hat, sondern auch weil der Sammler anhand der Abbildungen nun leicht überprüfen kann, welcher Produktion bestimmte, immer wieder unter allen möglichen (Phantasie-)Herstellernamen angebotene Stücke tatsächlich entstammen.

    
Datum: 20.12.2007
Autor: Andreas Dittman
Fotos: Jürgen Schüler

Auch wenn sich die Zunft der Sammler von Wildwest-Plastefiguren aus der ehemaligen DDR im Wesentlichen aus mittlerweile "etwas gereiften Jungen" zusammensetzen dürfte, die noch zu DDR-Zeiten mit den Gummifiguren gespielt haben, so spricht doch die ausgesprochen wissenschaftlich-seriöse Aufmachung des Kataloges durchaus auch eine breitere Sammlerschicht an. Insgesamt stellt der von Herrn Schüler vorgelegte Indianer- und Trapperfiguren-Katalog eine überaus wichtige und wertvolle Zusammenstellung dar, die unabhängig von Sammelschwerpunkten im Plaste- oder Massefigurenbereich in keiner Sammlungsbibliothek fehlen darf.

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