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Das Ende des Hausser Werk III

 
Tagebuch 20. April 2007

6:30 Uhr aufstehen, Kaffee trinken und Tabletten schlucken. Wetter: klarer Himmel, herrlicher Sonnenschein, Thermometer 16 Grad. Anruf erhalten: Bei Hausser - Werk III - tut sich etwas! Kamera, Notitzbuch und Bleistift eingepackt und um 9 Uhr auf den Hof Werk III gefahren und dort geparkt. Viele Autos und fremde Menschen. In den letzten Tagen wurden die noch intakten Fenster des ganzen Gebäudes herausgenommen. Das Haus wirkt mit den leeren Fensterhöhlen unendlich traurig. Aus den vom Hof aus sichtbaren Nebengebäuden hat man zum Teil die Verschalung und Teile des Mauerwerks herausgebrochen. Viele große Container stehen im Hof herum. Arbeiter werfen Holzteile aus den Fenstern in die Container. Spezialautos zum Transport dieser Container kommen, laden und fahren wieder weg. Habe das Haus durch den früheren, hinteren Haupteingang betreten und nach oben geschaut. Von der Decke strahlt die Sonne wie ein Heiligenschein herab. Habe nun die unteren Räume besichtigt. Bis auf einen, in dem Holzgestelle für Polstermöbel lagern, waren alle leer. Im früheren Registraturraum sind Akten der Firma Jumbo auf einen Haufen geschüttet. Habe nun das frühere Atelier der Modelleure besucht. Dem Raum in der unteren Etage wurden die Zwischenwände entfernt, die Fenster zur Strasse waren mit Brettern vernagelt. Aber durch die beiden Fenster nach Süden strömt ein Strahl heller Sonnenschein herein. Ich schließe für einen Moment die Augen und sehe die Einrichtung des früheren Ateliers. Da sehe ich den alten Hans Telser mit einem Modell in den Händen, neben ihm eine junge Frau, ich erkenne Carola Wachter und rechts daneben Max Weißbrodt, der gerade an einem Teil für einen Bauernhof bastelt. Als ich die Augen wieder öffne, sehe ich nur noch den leeren Raum vor mir. Mit vielen Gedanken im Kopf bin ich - in Erinnerungen versunken - heim gefahren und habe diese Zeilen geschrieben.

Ich wünsche allen Sammlerfreunden eine gute Zeit.

Erich Leistner - Neustadt

    
Datum: 25.04.2007
Autor: Erich Leistner
Fotos: Erich Leistner

 

Leserkommentare

Mitglied , 26.04.2007: Die Todesanzeige ist ja wohl ein echter Kracher, habe lange nicht mehr so herzhaft gelacht, obwohl der Anlass ja ein trauriger ist. Vor allem der Blick in die vergangenen Ateliertage läßt einem schon die Tränen in die Augen treten. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht alle Chancen verpasst werden. Da müsste sich die bundesweite Sammlergemeinde eigentlich mal ins Zeug legen. 
In tiefer Anteilnahme und Grüßen nach Neustadt 
Dettmar Fischer

Mitglied , 03.05.2007: Lieber Herr Leistner, 
 
auch mir schlägt die Trauer auf das Herz, obwohl ich nur ein paar Mal vor Ort war und nicht Jahre dort verbracht habe wie Sie. Aber ich stand damals als kleiner Junge mit klopfendem Herz dort vor der Tür, denn ich war hier, um meinen Vater dort zu besuchen. Der dann mich, den kleinen Kerl mit den großen leuchtenden Augen, in das Musterzimmer mitnahm - wo ich den Mund nicht mehr zubekam vor Staunen und gleichzeitig vor Stolz schier zerplatzte, daß mein großer Papa dort arbeitete und man ihm zuhörte.  
Erinnerungen, die hochkamen, als ich vor zwei Jahren mit Rolf Hausser und meiner Frau dort entlangspazierte und ihr zeigen konnte, wo Ihr Mann Junge war... 
Erinnerungen, die auch nun hochkommen, als ich Ihre Zeilen lese... 
 
Denken Sie daran: 
Verluste tun deshalb so weh, weil man die Dinge so sehr geliebt hat. Und geliebt zu haben, ist ein Geschenk. Drum lassen wir nur das eine Auge weinen ;-) 
 
Ein bißchen sentimental, aber ehrlich. 
Mit herzlichen Grüßen, 
Bernd Preuschoff

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