Hermann Historica - Das Auktionshaus für Militär und Geschichte

Eugen Bauersachs - Teil 2

 

Fortsetzung: Es folgte eine schwierige Zeit, in der sich Deutschland anschickte Straßen zu bauen. Der Aufbau der Wirtschaft hinkte aber weiterhin hinterher. Eugen Bauersachs machte seine musische Hingabe zur Trompete zum Beruf und "heuerte" bei der Stadtkapelle Coburg als Trompeter an. Bevor der Krieg ausbrach, absolvierte er noch das Arbeitsdienstjahr, dann wurde er zum glorreichen 95. Infanterieregiment nach Coburg eingezogen. Nach der obligatorischen Grundausbildung, in der ein deutscher Landser erst einmal das Laufen und Grüßen gelehrt bekam, wurde er wegen seiner musikalischen Begabung zum Musikkorps abkommandiert. Aus dieser Zeit existiert ein schönes Zeitdokument - die Militärkapelle musiziert 1940 am Tag der Wehrmacht mit "Trara" und Eintopfessen auf dem Marktplatz. Eugen Bauersachs erkennen wir als den 3. Trompeter in der 2. Reihe von links. In diese Zeit fällt auch der Entschluss, eine Familie zu gründen. 1941 heiratet er seine Frau Linda, die er in Scheuerfeld bei Coburg kennen gelernt hatte. Sie führten eine harmonische Ehe, in der ihnen 3 Kinder geboren wurden. Leider starb das zweite im Kindsbett.

Wieder rief das Vaterland und Bauersachs half die weiten Schneefelder Russlands zu "erobern", auf denen er später in sowjetrussischer Gefangenschaft dem Kriegsende entgegen hoffte. Bis Kriegsende lebte er in den Baltischen Lagern, in denen er mit vielen anderen Kriegsgefangenen zur Arbeit im Wald eingesetzt wurde. Nur wer das Lagerleben in der Gefangenschaft selbst erlebt hat, kann ermessen, was es für einen Menschen bedeutet, wenn er sein Können und seine Geschicklichkeit dazu einzusetzen vermag, die meist zu karge Tagesration aufzubessern. Dies bedeutete zusätzliche Verpflegungseinheiten. Eventuell ein paar Kartoffeln, einen Kanten Brot und vielleicht sogar etwas Fett. Und na ja, die unverkennbare Machorka, das aus Tabakrippen geschnippelt, in der Pfeife oder in einem Stück Zeitungspapier eingewickelt geraucht wurde. Dieser Tabakersatz stank ungeheuer. Zwar ein Hochgenuss für den passionierten Raucher, aber dennoch ein Teufelszeug. Das wichtigste Werkzeug, das sich Eugen Bauersachs zu verschaffen wusste, war ein kleines aber gutes Messer. Mit diesem schnitzte er, zunächst aus Plaisir und um seine Finger zu üben, kleine Figuren und Reliefs aus Pappel- und Birkenholz. Diese Kunst sprach sich beim Wachpersonal schnell herum und so konnte Eugen Bauersachs nicht über Aufträge klagen. So ergaben sich immer wieder Möglichkeiten, auf Grund seiner Geschicklichkeit, sich und seinen Stubenkameraden zusätzliche Kalorien zu verschaffen.

    
Datum: 28.02.2006
Autor: Erich Leistner
Fotos: Erich Leistner

Gesundheitlich angeschlagen wurde Eugen Bauersachs am 2.Oktober 1949, über Hof in die Bundesrepublik einreisend, aus der Gefangenschaft entlassen. Nach einer kurzen Zeit der Genesung drängte es ihn wieder in Arbeit und Brot zu kommen. Durch den Tod des Modelleur-Urgesteins Hans Telser, der am 26. April 1951 verstorben war, wurde die Stelle eines guten Modelleurs bei Hausser frei. Diese sollte schnellstens wieder besetzt werden.

In Erinnerung an die alte Bekanntschaft bei Prof. Poertzel holte Max Weissbrodt den Heimkehrer ins Hausser-Boot. Am 31,. Juli 1951 begann Eugen Bauersachs im großen Arbeitsraum der Modelleure, wo er sich den Raum mit Max Weißbrodt teilte. Sein Platz war am südlichem Fenster und er schaute oft auf, wenn ein Hemmschuh einen Packwagen kreischend abbremste, der rangierend den Abrollberg herab fuhr.

Bei Hausser hatte sich Eugen Bauersachs schnell eingelebt. Was ihm bislang fehlte, ein Arbeitstisch, Licht und ein Klumpen Ton oder Modellierwachs, dies hatte er nun zu genüge und so war es kein Wunder, dass er sich wohl fühlte. Er schien wieder in seinem Element zu sein. Dem war aber nicht ganz so. Lange zehrte er an den erlittenen Demütigungen in Russland. Immer schon von bescheidener Natur, still in seiner Arbeit aufgehend, war er bis zu seiner Pensionierung mit 65 Jahren ein ruhiger, kollegialer Mitarbeiter bei Hausser. Otto Hausser schien einen Narren an ihm gefressen zu haben, denn Bauersachs musste ihn oft nach Ludwigsburg begleiten, wo die Haussers noch Immobilien besaßen. Ich erwähnte schon, dass Weissbrodt und Bauersachs im gleichen Raum arbeiteten. Sie hatten das gleiche Licht des Sonnenaufgangs und am gleichen Strang ziehend, war ihr Kontakt sehr eng. Es folgte eine arbeitsreiche und auch erlebnisreiche Schaffenszeit, welche nie langweilig wurde. In dieser Zeit - Herbst 1951 bis zu seiner Pensionierung - hatte Bauersachs an vielen Modellen gearbeitet. Welche es im Einzelnen waren, ist im Nachhinein nicht mehr genau zu erforschen. Natürlich interessiert sich der Figurensammler vor allem dafür, wer welche Modelle geschaffen hat. Hier kursieren immer noch die verschiedensten Meinungen. Schon Freund Ernst Schnug ist dem nachgegangen und hat Eugen Bauersachs damals besucht. Der hat ihm anlässlich dieses Besuches an Hand eines Kataloges die Figuren angegeben, die er alleine modelliert habe und auch diejenigen, die in Gemeinschaftsarbeit entstanden sind. Ernst Schnug hat mit mir lange über diesen Besuch gesprochen und ich bedaure heute sehr, dass ich mir damals keine Kopien und Notizen darüber gemacht habe. In Erinnerung sind mir viele Tiere, Militär- und Westernfiguren sowie Indianer geblieben. Erst bei der Durchsicht des Nachlasses von Eugen Bauersachs, den ich während eines Besuches bei seiner Tochter sichten durfte, habe ich einen ganz kleinen genaueren Einblick nehmen können. Erhalten geblieben sind ein Teil der Wachsmodelle, einige Abgüsse von Soldaten in der Größe 15 cm, die meisten Modelle waren in 7 cm Originalgröße modelliert. Sein Lieblingsmodell, der Elefant Nr. 5300, stand noch immer weiß angemalt, an seinem heimischen Arbeitsplatz.

- Wird fortgesetzt -
 

Leserkommentare

Mitglied , 03.03.2006: Hallo Herr Leistner, vielen Dank auch für den zweiten Teil. Es ist nicht nur ein interessanter und informativer Beitrag im FJ, sondern auch eine schöne - und sehr einfühlsam geschriebene - Würdigung für Herrn Eugen Bauersachs. Mit den besten Sammlergrüßen aus Konstanz.......Hannes

Mitglied , 03.03.2006: Hervorragende Fortsetzung Ihres 1. Teils, Erich Leistner! - Vielen Dank! - Ganz nebenbei konnte ich jetzt auch mal erfahren, WER meinen "Elefanten Nr. 5300" modelliert hat... ;)) 
 
Beste Grüße an alle Leser und Sammler!

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