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Eugen Bauersachs - Teil 1

 

Der ernsthafte Sammler von Elastolinfiguren ist heute überaus hungrig nach immer mehr Wissen über die Geschichte der Firma Hausser. Ihn interessiert jede Kleinigkeit rund um seine Aufstellfigur und er ist daher für jede neue Information dankbar. Natürlich erschöpft sich sein Wissensdurst nicht allein mit der Beantwortung der Frage, welche Firma, wann und wo, eben "seine" Figur fabrizierte, nein, den ernsthaften Sammler interessiert heute auch der kreative Schöpfer, der Künstler und Modelleur dieser kleinen Figuren. In vielen Artikeln und Büchern, großen und kleinen, bedeutenden und unbedeutenden, hat der Sammler schon von verschiedenen Namen gehört. Meist und dann immer an erster Stelle von Max Weissbrodt. Sodann von Rudolf. Schrade, Carola Wachter und Eugen Bauersachs. Vielleicht auch mal von Hans Telser. Nachdem Max Weissbrodt, wie ich denke, bereits ergiebig vorgestellt wurde, möchte ich nun und in folgenden weiteren Artikeln - mit meinen Mitteln und meinem Stil - die Serie "Erich Leistner erzählt aus dem Nähkästchen" fortsetzen und weitere bedeutende Modelleure der Firma Hausser vorstellen. Heute möchte ich die Lebensgeschichte eines gelernten Bildhauers, eines Künstlers und Wegbegleiters von Max Weissbrodt vorstellen, dem wir manche unserer geliebten Elastolin-Figuren verdanken. Recht still, wenig auf Tamtam bedacht - daher fast kaum beachtet - aber dennoch während seiner langen Zugehörigkeit (1951 bis 1983) äußerst kreativ, setzte er vor allem im Tier- und Militärbereich, aber auch bei den Western- und Indianerfiguren (sein Wachsmodell, des Pfeife schmauchenden Häuptlings 6810 belegt dies noch heute) bedeutende Akzente. Tauchen wir also ein in die Lebensgeschichte des aus Scheuerfeld bei Coburg stammenden Modelleurs Eugen Bauersachs.

Die Geschichte eines Menschen kennen lernen wollen, heißt, seine Vorfahren, sein Umfeld und sein Werden und Wachsen unter die Lupe zu nehmen. Dies möchte ich hier ausführlicher tun, als es bislang Mode war.

Eugen Bauersachs wurde am 30. Januar 1910 als 2. Sohn des Schuhmachermeisters Albin Bauersachs in Scheuerfeld bei Coburg geboren. Seine Kindheit und Jugend wurde durch viel Sport und der Liebe zur Musik geprägt. So war er in vielen der örtlichen Vereine aktiv tätig, spielte Fußball, Handball und mit großem Engagement im Musikverein. Anfangs lernte er Violine, später gehörte der Trompete sein ganzes Lungenvolumen. Er war ein ruhiger, immer auf Ausgleich bedachter Kamerad und ein echter Sportsfreund. Die Schule besuchte er in Scheuerfeld, wo frühzeitig seine besondere Begabung zum Künstlerischen erkannt und gefördert wurde. Beim damals bekanntesten Lehrmeister, Professor Otto Poertzel, der als Akademischer Bildhauer in Marschberg, Hügelstr. 8, sein Atelier hatte, bekam er nach der Schule, in vierjähriger Lehrzeit, das Rüstzeug im Modellieren, Abgießen und Zeichnen. Am 3.Januar 1929 bestätigte Prof. Poertzel Eugen Bauersachs die Lehrzeit mit folgendem Dokument:

Bestätigung für Eugen Bauersachs, daß er sich in vierjähriger Lehrzeit mit gutem Erfolg im Modellieren, Abgießen und Zeichnen betätigt hat.  
Unterschrift: Prof. Poertzel

Zur Bedeutung seines Lehrmeisters, Prof. Otto Poertzel, hier dessen kurze Biographie: Otto Poertzel wurde 1876 in Scheibe, nahe dem Rennsteig im Th. Wald geboren. Später wurde Scheibe mit Alsbach zusammengelegt und seither Scheibe-Alsbach genannt. Schon sein Vater war ein bekannter Designer - vor allem für Skulpturen - in der dortigen Porzellanfabrik. Poertzel studierte bei Prof. Möller, Prof Erwin Kurz und Adolf Hildebrand. Später widmete er sich vor allem der Tierplastik. Er beteiligte sich an vielen Kunstausstellungen und erzielte dort viele Preise. So schuf er später viele Portrait- Büsten für das Haus Sachsen-Coburg Gotha. Er bekam den Titel Honorarprofessor des Landes und wurde Gründungsmitglied des Coburger Kunstvereins. Die obige, in einer Auktion gezeigte, Tierplastik eines Wisent, von ihm signiert, weckt aber sicher beim Betrachter die Erinnerung an den Bison, wie wir ihn im Sortiment von Hausser als Nr. 5801 kennen. Während und nach diesem Studium arbeitete Eugen Bauersachs vom 11. 4. 1929 bis 17.Mai 1934 als Modelleur in der Porzellanfabrik Julius Griesbach in Cordendorf. Dort hatte er Anteil an der Gestaltung und am Aufbau von Skulpturen. Schon hier konnte er die bei Prof. Poertzel erlernten Handgriffe zur freien Gestaltung von Tierplastiken umsetzen. Aus dieser Zeit belegt ein Foto, dass ein Modelleur niemals außer Dienst ist. Auch Eugen Bauersachs hatte zu Hause am Küchenfenster einen kleinen Arbeitstisch eingerichtet. Manche der heute kursierenden Skulpturen und Plastiken tragen die eigene Handschrift von ihm.

Als er sich 1934 in das Heer der Arbeitslosen einreihen mußte, bestätigte dies die Firma mit Zeugnis:

Das einzige existierende Bild von Eugen Bauersachs an seinem Arbeitsplatz in der Porzellanfabrik Griesbach 1932. 
 
Unbelegt ist, dass er später nochmals bei Griesbach gearbeitet hat. Wahrscheinlich hat man ihn einen oder mehrere dringende Aufträge freischaffend ausführen lassen.

- Wird fortgesetzt -

    
Datum: 11.02.2006
Autor: Erich Leistner
Fotos: Erich Leistner

 

Leserkommentare

Mitglied , 12.02.2006: Ich freue mich schon auf Teil 2.

Mitglied , 12.02.2006: Herzlichen Dank, Herr Leistner, für die informative und interessante Reportage. Von solchen Berichten kann der Freund von Elastolin Figuren nicht genug bekommen. 
Viele Grüße Andreas Zauner

Mitglied , 16.02.2006: Zitat: "Von solchen Berichten kann der Freund von Elastolin Figuren nicht genug bekommen." Zitat Ende -  
...und nicht nur der: Selbst ich, der ich aus meiner Kindheit lediglich Figuren besitze, aber nicht DER Sammler bin, wurde eben von der Reportage (weil sehr interessant!) so angesprochen, dass ich sie komplett zu Ende gelesen habe und jetzt auch diesen Kommentar poste. -  
Tolle Reportage, Erich Leistner! - ...und 'Hut ab!', dass Sie (sorry...) trotz bereits 'fortgeschrittenen Alters' eine sicher zeitraubende, aufwändige Recherche angegangen sind, um den interessierten Sammlern hier eine informative Lektüre anbieten zu können! -  
Freue mich auch schon auf Teil 2! ;)

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