Wie im letzten Jahr angekündigt, veröffentlichen wir an dieser Stelle nun das Erste, von Erich Leistner verfasste Gedicht der "Sammler":
Was gibt's doch für Käuze,
in unserer Welt.
Der eine sammelt Steinchen,
der andre alt's Geld.
Manch einer sammelt Orden.
Fein auf Samt aufgemacht.
Oder alte Monturen,
in alter kaiserlicher Pracht.
Und mancher sammelt Briefe
und Marken, dass die Post wird reich.
Mancher sammelt Perser,
die er stolz kann vorzeig.
Manch einer sammelt Erlebnisse
in der großen Welt.
Mancher sammelt Kröten,
sorry, ich meine natürlich Geld.
Und dann gibt es Leute,
oftmals schon grau, distinguiert.
Die sammeln alt Spielzeug,
so wie einst Kinder, ganz ungeniert.
Kleine Figuren, Soldaten.
Man glaubt es kaum.
Doch das ist Realität,
nicht Glamour oder Schaum.
Was ihm einst als Knabe,
von der Dürftigkeit verwehrt,
dass sammelt er heute,
besitzt nun was er einst begehrt.
Mancher sortiert seine Schätze
fein nach Gruppen zur Schau.
Mittendrin dann ein Ritter,
oder ein Wachser in blau.
Wachser, ach ja,
beinahe hätt ich's vergessen,
ist 'ne Bemalung im Sparzwang
der Einfachheit halber versessen.
Weil sie keiner dort wollte,
hat man schnell umgedacht.
Eine feine Bemalung
hat dann mehr Umsatz gebracht.
So fragt heut der Sammler,
denn nichts ist einerlei,
er zählt die Elastoliner
von Bemalvariante eins bis hin zu drei.
Und weil einer findig
und notiert Schwarz auf Weiß,
drum hat jedes Figürchen
heut seinen eigenen Preis.
Und dann gab's noch Findige,
die suchten den bestimmten Ort
für jede Figur. Katalogisierung
war dann das Zauberwort.
Diese Bücher, mit Liebe
von Idealisten gemacht,
haben ein klein wenig Ordnung
in die Figurenwelt gebracht.
Und dann gibt es Leute,
die es genauer noch wollen.
Die bauen Landschaften,
wollen dem Thema Ehrfurcht zollen.
Die bauen dann Burgen
mit allen Pi-Pa-Po.
Zaubern tolle Gelände.
Phantastisch, nicht einfach nur so.
Manch einer sägt und bohrt am Rohling,
will ein anderes Outfit ihm geben.
Ihm ein neues Ego einhauchen.
So wie im richtiges Leben.
Die finden auch Erfüllung
mit ganz kleinem Geld.
Erleben voll Ehrfurcht und Freude
das Große in ihrer kleinen Welt.
Und dann gib es welche,
die mögen Cowboys und Apachen.
Die tun aus einem Neger
den Sitting Bull machen.
Der Spießer abseits sagt: Shocking
und rümpfelt die Nase.
Ein solcher Mann war nie jung!
Der bleibt auch für immer ein alter miefiger Hase.
Euch aber Ihr Freunde
der kleinen Elastolin Figuren,
es schütze Euch die Göttin Athenia,
sie bläst Euch zu Ehren auf Luren.
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